Wie läuft das Wochenbett nach einem Kaiserschnitt

Geburt ist Geburt ist Geburt. Egal, ob ihr euer Kind ganz spontan und ohne Hilfsmittel, per Bauchgeburt oder mit vielen Interventionen und Saugglocke auf die Welt gebracht habt: die Tage und Wochen danach verlaufen ziemlich individuell und nur schwer vorhersagbar. Das hat mit dem Geburtsmodus erstmal weniger zu tun, als mit den vielen anderen Umständen: euer mentaler Zustand, das Gemüt eures Babys, wie viel Unterstützung ihr habt und wie sich für euch die Transition ins (Mehrfach-)Muttersein anfühlt.

Und was wir euch auch hier schon mit auf den Weg geben wollen: Alle Formen von Geburten sind Geburten. Und können schön und schrecklich, selbstbestimmt und passiv, kraftvoll und auslaugend erlebt werden. Es ist ok, eine PDA haben zu wollen. Es ist ok, einen geplanten Kaiserschnitt zu haben. Es ist ok, dein Baby in Beckenendlage ohne Schmerzmittel zur Welt zu bringen. Es ist ok, zu weinen, weil die Geburt ganz anders verläuft als geplant. Es ist ok, den Kaiserschnitt schrecklich zu finden. Es ist ok, dass du dich nach dem ersten Kaiserschnitt auch beim zweiten Kind dafür entscheidest. Es ist ok, in der Wanne zu gebären. Es ist ok, einen großen Bogen um alle Badewannen zu machen. Es ist ok, die Geburt nicht zu glorifizieren. Es ist ok, dich nach der Geburt wie eine Göttin zu fühlen. Es ist ok, Angst vor der Geburt zu haben. Es ist ok, keine Angst zu haben. Es ist ok, dein*e Partner*in nicht dabei haben zu wollen. Es ist ok, dir das beste Geburtsteam zusammen zu stellen. Es ist ok, nicht mehr zu können. Es ist ok, trotzdem weiterzumachen. Es ist ok, belastet zu sein und sich Hilfe zu suchen. Es ist ok, allen von der Geburt erzählen zu wollen. #allesistok

Aber zurück zum Wochenbett. Denn: das Wochenbett nach einem Kaiserschnitt kann in einigen Punkten anders ablaufen als die ersten Tage nach einer vaginalen Spontangeburt. Und weil in Deutschland wirklich viele Kinder per Bauchgeburt auf die Welt kommen, wollen wir euch mit diesem Artikel ein bisschen auf das Wochenbett nach einer solchen Geburt vorbereiten. Denn - und das ist wahrscheinlich der größte Unterschied: eine Bauchgeburt ist eine Operation, die eine Wunder hinterlässt. Und die muss heilen. Darum ist es immer gut, hier ein bisschen extra Zeit zum Heilen - und oft auch zum Verarbeiten der Erlebnisse - einzuplanen. Aber von vorn:

Im Krankenhaus nach einer Bauchgeburt

Nach einem Kaiserschnitt bleibt ihr normalerweise zwischen drei und sieben Tagen im Krankenhaus. Direkt nach der Geburt eures Kindes wird im OP-Saal die Wunde verschlossen, danach kommt ihr meist noch für eine Zeit zur Überwachung in den Kreißsaal. Hier habt ihr euer Baby dann, wenn alles gut gelaufen ist, schon die ganze Zeit bei euch, könnt ein erstes Mal anlegen (wenn ihr stillen wollt) - und es wird geschaut, wie euer Körper auf die OP reagiert. Wenn alles soweit stabil ist, werdet ihr danach auf die Wöchnerinnenstation verlegt.

Kurz vor der Verlegung - oder auf Station - wird der Blasenkatheter, der immer während der OP gelegt wird, wieder entfernt. Blasenkatheter sind im Einsatz, weil ihr eure Blase durch die Narkose beim Kaiserschnitt nicht steuern könnt. Das Gefühl der Blasenkontrolle kommt aber nach ein paar Stunden zurück, dann geht es auch wieder ohne Katheter. Neben dem Katheter habt ihr meist auch noch einen sogenannten Zugang an der Hand oder in der Armbeuge. Hierüber können euch auch nach der OP nach Schmerzmittel gegeben werden, die fast alle Frauen in den ersten Tagen nach der OP brauchen. Interessant: wenn du stillst, wird natürlich darauf geachtet, dass du nur mit dem Stillen vereinbare Medikamente bekommst.

Ein Risiko nach einem Kaiserschnitt - eigentlich aber in jedem Wochenbett, in dem viel gelegen wird - ist die Bildung einer Thrombose. Um dem Vorzubeugen, wird nach einem Kaiserschnitt meist ziemlich früh mit der Mobilisierung begonnen. Das bedeutet, dass du im Krankenhaus oft schon am Tag des Kaiserschnitts - natürlich mit Unterstützung - zum ersten Mal aufstehen und ein paar Schritte laufen wirst, zum Beispiel zur Toilette. Das tut am Anfang oft echt weh, weil die Nähte an und in deinem Bauch in Bewegung kommen. Neben dem Aufstehen kann es auch helfen, Füße und Hände zu Bewegen (Kreisen lassen, Finger- und Zehenübungen), das regt den Blutfluss weiter an. In vielen Fällen werden auch blutverdünnende Medikamente gegeben oder Thrombosetrümpfe angelegt, um das Risiko weiter zu verringern.

Früher gab es nach einem Kaiserschnitt Schonkost, aber die Zeiten sind zum Glück schon lange vorbei. Darum kannst du ganz normal essen - und am besten viel trinken, damit der Darm in Schwung kommt und du das erste Mal Stuhlgang gut über die Bühne bekommst. Essen, dass bei dir Verdauungsbeschwerden auslöst, solltest du vielleicht eher meiden, aber das ist vielleicht eh klar. Einige Frauen haben nach einem Kaiserschnitt auch starke Blähungen und Konstipation (Verstopfungen). Wende dich hier am besten schon bei ersten Beschwerden an das Pflegepersonal im Krankenhaus, die können mit Schmerzmitteln, abführenden Medikamenten und anderen Tricks immer helfen.

Die ersten Tage zu Hause nach einem Kaiserschnitt

Drei bis sieben Tage nach dem Kaiserschnitt gehen die meisten Frauen nach Hause. Auch da kannst du weiter Schmerzmittel nehmen, besprich das am besten noch vor der Entlassung mit den behandelnden Menschen im Krankenhaus. Aber auch deine Hebamme kann dir hier immer weiterhelfen. Inwiefern zu Hause noch weiter eine Thromboseprophylaxe (Medikamente, Kompressionsstrümpfe), kannst du auch noch im Krankenhaus besprechen.

Im Wochenbett ist es nach wirklich jeder Geburt hilfreich, Unterstützung zu haben: Partner*in, Freunde, Familie oder Mütterpflegerin übernehmen Haushalt, Baby, Geschwisterkinder, Einkauf und Besuchsmanagement, während ihr euch einfach ausruht. Gerade nach einem Kaiserschnitt ist dieser Support aber oft essenziell, weil ihr euch durch den Wundschmerz noch nicht so frei bewegen könnt, wie nach einer Spontangeburt. Auch ist hier wirklich Schonung angesagt, damit die relativ große Wunde (meist so 15 cm breit und durch alle gewebs-Schichten) an eurem Bauch gut heilt.

Narbe und Narbenpflege nach Kaiserschnitten

Nach der Geburt wird die Wunde verschlossen und mit einem sterilen, selbstklebenden Wundverband/Pflaster abgedeckt sein. Wenn die Wunde oberflächlich verheilt ist - und das dauert meistens nur ein paar Tage - kann dieser Verband schon entfernt werden. So kommt Luft an die Wunde und sie kann noch besser heilen.

Die Wunde selbst ist mit Fäden oder Klammern verschlossen, die entweder noch im Krankenhaus oder dann zu Hause von deiner Hebamme entfernt werden. Manchmal wird auch ein Faden verwendet, der sich selbst auflöst (resorbiert), dann muss gar nicht gemacht werden. Viele Frauen berichten, dass Kleidung (vor allem Hosenbünde), die im Nahtbereich drücken, in den ersten Wochen wahnsinnig unangenehm sind. Also auch hier: as gemütlich as possible! Und bitte nicht erschrecken: rund um die Narbe sind oft mehrere Blutergüsse in verschiedenen "Farben" sichtbar: dunkelblau, violett oder gelblich-grün. Die kommen von der OP selbst und bilden sich meist schnell zurück. Sollten allerdings neue Ergüsse dazukommen, sich Schwellungen rund um die Narbe bilden oder die Wunde selbst sich komisch anfühlen, gerötet sein, bluten etc.: bitte die deine Hebamme draufgucken lassen! Side Note: Es gibt einige Frauen, die mit Narben-Taping (Kinesio-Taping) sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Wenn dich das interessiert, sprich deine Hebamme an!

Und zur Pflege: solange die Narbe noch nicht oberflächlich verheilt und schmerzfrei ist, heißt es am besten: Finger weg! Du kannst gelegentlich Luft an die Narbe lassen, solltest aber sonst nicht zu viel daran herumdiddeln. Sobald die Wunde geschlossen ist, kannst du - wenn du Lust hast - die Narbe mit etwas Öl massieren. Diese Berührung wird nicht verhindern, dass die Narbe später als Linie sichtbar bleibt, kann aber super dabei helfen, diesen neuen Ort an deinem Körper kennenzulernen. Nicht wundern: Ein gewisses Taubheitsgefühl rund um die Narbe  ist normal, weil bei einem Kaiserschnitt auch Nervenbahnen durchtrennt werden. Das kann bedeuten, dass du die Berührungen erstmal gar nicht spürst, sondern nur ein Kitzeln oder Kribbeln. Das kann bis zu ein paar Monate nach der Geburt so gehen und auch dann erst langsam besser werden. Und wenn du das Gefühl hast, dass es sich gar nicht verändert, wende dich auch hier nochmal an deine Hebamme oder speziell auf Kaiserschnitt-Narben spezialisierte Physiotherapeut*innen.

Wochenfluss und Rückbildung nach einer Bauchgeburt

Nach einer Bauchgeburt kann der Wochenfluss etwas anders ausfallen als nach einer Spontangeburt, nämlich schwächer, dafür aber etwas länger. Schwächer, weil die Plazenta und Schleimhaut nach der Geburt des Kindes manuell entfernt werden. Und länger, weil die Gebärmutter nach einem Kaiserschnitt meist etwas länger braucht, um sich zurückzubilden.

Zum Thema Rückbildung: nach einem Kaiserschnitt fangen die meisten Frauen etwas später mit den offiziellen und von den Krankenkassen bezahlten Rückbildungskursen an. Besprich dich am besten mit deiner Hebamme zu deiner individuellen Situation und fange dann damit an, wenn es sich für dich gut und richtig anfühlt. Erste Spür-Übungen für den Beckenboden kannst du aber natürlich auch vorher schon machen, auch hier kann deine Hebamme dich beraten.

Falls ihr euch jetzt fragt, ob ihr Rückbildungsübungen für den Beckenboden überhaupt braucht, wenn euer Kind doch gar nicht durch diese Muskelschichten geboren wurde: auch die Schwangerschaft selbst war eine Belastungsprobe für eure Beckenbodenmuskulatur und ihr habt euch ein bisschen Training und ein kleines Wiederaufbauprogramm wirklich verdient.

Und alle anderen körperlichen Symptome des Wochenbetts kommen natürlich genauso auf euch zu, wie nach jeder anderen Geburt auch: Schweißausbrüche, hormonelle Gefühlseskapaden, so viel Liebe, ganz viel Schmerz.

Wenn die Geburt belastend war

Einige Kaiserschnitte verlaufen weder geplant noch besonders schön, sondern entstehen unter Druck und in Notsituationen. Diese Erlebnisse können sich direkt - oder auch erst ein paar Wochen oder Monate später - belastend anfühlen und dich im Wochenbett sehr beschäftigen. Das ist total normal und völlig ok - und du hast ein Recht darauf, dir Hilfe bei der Bewältigung zu holen. Wir empfehlen hierzu super gerne unsere Podcast-Folge #22 mit Julia Berg zum Thema Geburten, die anders gelaufen sind, als gewünscht. Die kann eine super erste Ressource sein, um sich dem Thema vorsichtig zu nähern.

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