Besuch im Wochenbett
Ungewollter Besuch nach der Geburt
„Ein neuer kleiner Mensch ist geboren. Alle freuen sich. Es liegt Liebe in der Luft, empathische Familienmitglieder und Freunde stellen unaufgefordert Essen vor die Tür – ohne zu klingeln. Alle warten geduldig ab, bis die kleine Familie sich meldet und bereit für den ersten besch ist.“ So oder so ähnlich stellen wir uns ein richtig schönes Wochenbett vor. Aber in Wirklichkeit läuft es meistens anders ab. Neben den vielen eigenen Gefühlen kommunizieren nahe und weniger nahe Verwandte (gerne auch: Schwiegermütter) auch manchmal vor allem ihre eigenen Bedürfnisse und wollen das Baby sehen, halten, knutschen oder mit ihm spazieren gehen. Und zwar schnell!
Wie kann ich meiner Schwiegermutter im Wochenbett Grenzen setzen?
Für viele Eltern bedeutet das auch, sich mit übergriffigen Kommentaren auseinanderzusetzen, mit Ansprüchen aus der Familie umzugehen und eigene Grenzen zu setzen – und diese einzuhalten. Wir wissen jedoch, dass das oft leichter gesagt ist, als getan. Als soziale Wesen fällt es uns schwer, uns von anderen abzugrenzen, das kann unangenehme Gefühle und Ängste auslösen. Wir wollen niemanden verletzen und nicht selbst verletzt werden – erstmal völlig klar. Damit du selbst vor lauter Grenzüberschreitungen und "people pleasing" aber nicht doch mentale Blessuren davon trägst, wollen wir dich hiermit ermutigen, deine Grenzen erstmal für dich zu formulieren und dann, in einem zweiten Schritt, zu gucken, wie du sie wahren kannst.
Für den zweiten Schritt hier schonmal eine wichtige Botschaft; wir finden es immer super zu wissen, dass es nicht deine Aufgabe ist, Reaktionen und Verhalten anderer Menschen zu kontrollieren. Das geht nämlich auch gar nicht. Was du aber sehr gut machen kannst, ist, dich auf dich selbst und deine Handlungen, Worte und Gefühle zu konzentrieren. Und darum geht es jetzt.
Konkrete Maßnahmen zur Abgrenzung - für deine Boundaries!
Manchmal hilft die Vermeidung – heißt im Wochenbett oft, dass ihr erstmal gar keinen Besuch bekommt. Vielleicht ist das sogar schon ein leises Gefühl jetzt in der Schwangerschaft und ihr hätte euren Verwandten am liebsten gar nicht erzählt, dass ihr schwanger seid – oder zumindest den Geburtstermin verschwiegen oder etwas weniger konkret übermittelt. Wenn aber alles kleinteilig kommuniziert ist und die ersten Besuchsanfragen schon ab SSW 30 eintrudeln, kommen hier ein paar Ideen für die große Grenze überhaupt: erstmal gar keinen Besuch zu empfangen.
Vor der Geburt
Ihr könnt immer sagen: „Wir melden uns, wenn wir und das Baby bereit sind. Das kann nach drei Stunden, drei Tagen, drei Wochen oder drei Monaten sein.“ Dadurch umgeht ihr das Problem, konkrete Angaben machen zu müssen.
Nach der Geburt
Ein guter Tipp für die erste Zeit nach der Geburt: Messenger-Status oder das Profilbild ändern – mit Infos dazu, ab wann Besuch gewünscht oder mit Reaktionen auf Nachrichten zu rechnen ist. Oder: eure Partner*innen gehen mit dem baby spazieren und laden zu diesem Spaziergang Schwiegermutter oder andere Verwandte ein, die ihr erstmal nicht in der Wohnung haben wollt.
Bei hartnäckigeren Besuchsanfragen
Hier könnt ihr zum Beispiel eure Hebamme, eine Doula oder die Gynäkologin einbinden (nach vorheriger Absprache): „Meine Hebamme hat gesagt, dass der Besuch aus den Gründen X, Y und Z noch ein bisschen warten muss. Wir melden uns, sobald sich das ändert.“ Oder wenn das alles nicht hilft: Schaltet das Handy stumm und deaktiviert die Türklingel, bis ihr wieder bereit seid, Gäste zu empfangen.
Deine Boundaries halten und Regeln durchsetzen
Wenn der Besuch doch kommen soll, könnt ihr Regeln festlegen und euch auf Dinge konzentrieren, die ihr selbst kontrollieren könnt:
Ihr wollt nicht, dass andere das Baby nehmen? Nehmt es in die Trage!
Nehmt euer Baby in ein Tuch oder eine Trage, wenn ihr nicht möchtet, dass es angefasst wird.
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Ganz wichig zum Schluss: Ein NEIN ist zumutbar
Für die innere Kritikerin in euch kommt hier nochmal die General-Erinnerung: Es ist zumutbar, ein Nein auszusprechen. Eure Eltern, Schwiegereltern, Geschwister, Freund*innen, Onkel und Tanten und all die anderen Menschen, die eure Grenzen nicht von selbst respektieren, müssen verstehen, dass ein Nein vielleicht unangenehm ist, nicht den Erwartungen entspricht oder ein wenig schmerzhaft sein kann. Aber all das ist zumutbar und verkraftbar für diese Menschen. Es ist nicht eure Verantwortung, für gute Gefühle in eurem Umfeld zu sorgen.
Fotocredit: Leah Kunz
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